Wer den ersten Beitrag (hier) von mir gelesen hat, wird festgestellt haben, dass ich die eigentliche aufgeworfene Frage: Welche Ernährungsform ist nun die „Beste“ für mein Kind?, nicht konkret beantwortet habe. Dem möchte ich jetzt nachkommen.
Gerade habe ich wieder einen Artikel über vegane Ernährung und Kinder in der „Zeit“ gelesen. Beschrieben wird hier wieder die Ein-Kind- oder Zwei-Kind Familie, gut situiert und natürlich aus Prenzlauer Berg, die sich vegan ernährt und von Anfang an ihre Kinder ethisch korrekt erzieht. Dazu gehört nicht nur die Ernährung, sondern so richtig vegan Leben. Die Kleine weiß schon mit vier, dass Milch nur für Kühe da ist und das Fleischessen ganz schlimm ist. Und Schuhe aus Leder sind auch ganz problematisch. Man kann es sich leisten vegan essen zu gehen und fair einzukaufen. Vor allem hat man aber auch die Möglichkeit dazu, weil man in Berlin wohnt.
Einige Eltern setzt das unter Druck und das verstehe ich, wir wollen doch alle, dass es unseren Kindern gut geht. Nach drei Kindern, einem Job, Haus und ziemlich viel Alltag weiß ich- durchatmen ist angesagt! Permanenter Stress schadet unseren Kindern mehr als ein Stückchen Fleisch oder Wurst, dennoch sollten wir kritisch bleiben, aber entspannt.
Vorwegzunehmen ist, dass je jünger das Kind, desto leichter die Umstellung auf vegane Ernährung. Wächst das Kind von Anfang an damit auf, wird der Weg natürlich viel leichter. Dennoch wird das Kind seine eigenen Bedürfnisse entwickeln, wie wir auch. Kaum einer von uns hatte so progressive Eltern, die uns vegan ernährt haben. Für jeden von uns war das ein Weg -mal kürzer mal länger. Verbieten führt psychologisch gesehen immer zum Gegenteil des gewünschten Verhaltens.
Spielen wir den Fall mal durch, ihr würdet euer Kind vegan ernähren wollen. Richtig, ihr ernährt euer Kind vegan – nicht euer Kind ernährt sich vegan (ältere Kinder ausgenommen, die diese Entscheidung für sich selbst getroffen haben und auch dazu intellektuell in der Lage sind).
Auch hier gehe ich nicht von der Idealsituation aus: Kind zuhause oder in einer Einrichtung/Tagesmutter usw., die vegane Ernährung vorziehen, sondern von Eltern, die einer regulären Arbeit nachgehen und wenig Wahlmöglichkeiten bei der Kinderbetreuung, also damit auch der Ernährung ihrer Kinder haben. Wer sein Kind in einer dieser Einrichtungen hat oder sein Kind lange selbst betreut, hat Glück.
Für die „weniger“ Glücklichen möchte ich eine Hilfestellung geben, wie eine gute Umstellung wenigstens zuhause erfolgen könnte. Heute versuche ich den Focus auf das Frühstück zu legen.
Meine Kinder essen morgens gerne Müsli. Hier habe ich angefangen die Milch durch Pflanzenmilch zu ersetzen, sie fanden bisher keine Variante schmackhaft. Hin und wieder probiere ich eine andere aus. Ich habe dann erst einmal so wenig wie möglich Kuhmilch darüber gegossen. Im Moment sind wir bei einem Wochenverbrauch von unter einem Liter Kuhmilch in der Familie. Was gut funktioniert ist Fruchtmus als Milchersatz.
Frischkornbrei zum Frühstück, unbedingt warm, wäre eine sehr gute, ebenfalls vegane Alternative zum Müsli. Dieser lässt sich gut vorbereiten und kann süss oder herzhaft gegessen werden (z.B. Getreidebrei mit Nüssen, Haferbrei, Buchweizenbrei).
Kurzer Exkurs:
Wenn wir morgens kalt essen, wird die Verdauung erst einmal geschwächt oder behindert. Alles was wir kalt zu uns nehmen, muss im Magen vom Körper auf 37 Grad erwärmt werden. Das heißt, bei einem kalten Frühstück opfern wir unsere Körperenergie, die wiederum mit Energie erzeugt wurde.
Besonders Kinder benötigen Wärme am Morgen. Zudem bleibt der Blutzucker stabiler. Folglich sind die Kinder ausgeglichener und konzentrierter.
Eine Vielzahl an Rezepten für Getreidebrei findet ihr im Internet. Versucht doch auch mal hier regionales Getreide zu bevorzugen.
Den Jogurt wollte ich durch Sojajogurt ersetzen, nachdem ich wusste was „natürliche“ Aromen sind, wollte ich das nicht mehr kaufen. Wenn ich Zeit habe stelle ich selbst Jogurt mit Früchten für die Woche her, ansonsten hole ich einen Demeter Jogurt im Glas ohne Aromen. Auch hier liegt der Verbrauch bei einem Glas pro Woche.
Möglich wäre auch naturbelassenen Sojajogurt zu kaufen und diesen dann nach eigenen Wünschen zuzubereiten. Ich habe nur zwei Probleme mit Sojaprodukten. Zum einen sind diese alle in umweltunfreundlichen Verpackungen und zum anderen ist Soja alles andere als regional. Soja sollte auf jeden Fall Bioqualität haben, da handelsüblicher Soja garantiert gentechnisch verändert ist.
Sollten eure Kinder das nicht mögen, zwingt sie bitte nicht. Immer wieder anbieten, irgendwann mögen sie es oder eben nicht.
Grundsätzlich schaut bei veganen Produkten auf die Inhaltsstoffe, Lebensmittel sollten immer so natürlich wie möglich sein. Auf den Zuckerzusatz solltet ihr immer achten.
Für meinen Kaffee nehme ich übrigens gerne Dinkel-Mandelmilch, die klumpt nicht.
Das Frühstücksbrot für unterwegs.
Im Bioladen finden sich eine Vielzahl an veganen Brotaufstrichen im Glas. Die Aufstriche von Allos und Zwergenwiese gefallen meinen Kindern am besten. Natürlich kann man Aufstriche auch selbst herstellen, aber das braucht Zeit. Hin und wieder stelle ich auch welche her. Der Favorit meiner Kinder: Avocado mit Kräutersalz, der braucht gar keine Zeit.
Wie sieht es mit Käse und Wurstersatz aus?
Davon kann ich aus ernährungsphysiologischer Sicht nur abraten. Hier ist eine Vielzahl an zusätzlichen Stoffen (Hefe, Salz, Fette usw.) enthalten, die der Körper nicht wirklich braucht. Entweder dann vollständig auf Wurst verzichten oder seltener Biowurst kaufen, wenn die Kinder es möchten.
Auch bei veganem Käse gibt es große Unterschiede, fertig kaufen würde ich ihn aus demselben Grund nicht, wie bei veganer Wurst. Außerdem muss ich sagen, dass ich im Gegensatz zu meinen Kindern nicht so gern auf guten Käse verzichte, dafür dann aber selten.
Im Internet findet ihr einige Rezept diesen selbst herzustellen.
Für eine Familie sollten Aufwand und Nutzen immer im Verhältnis stehen. Sind Mama und Papa morgens schon völlig gestresst wegen des veganen Frühstücks haben die Kinder auch nichts vom tollen veganen Aufstrich. Ganz im Gegenteil, vielleicht verbinden sie noch negative Aspekte damit. Da bevorzuge ich es lieber noch einmal mit ihnen zu kuscheln.
Ich wünsche euch viel Erfolg bei der Umsetzung.
Eure Elis(e)
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